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Deflation einfach erklärt


Deflation ist ein Begriff aus den Wirtschaftswissenschaften. Er beschreibt den Prozess in einer Volkswirtschaft, in dem das allgemeine Preisniveau sinkt. Deflation ist damit das Gegenteil von einer Inflation, also eines Anstiegs des allgemeinen Preisniveaus (siehe auch Preistheorie. Ein allgemeines Sinken der Preise bedeutet im Gegenzug, dass der Wert des in Umlauf befindlichen Geldes steigt. Deflation hängt daher in der Regel mit einer sinkenden Geldmenge zusammen.

Häufig geht einer Deflation eine Wirtschaftskrise voraus, in dessen Verlauf die Nachfrage nach Gütern sinkt. Daher liegt die Produktion anschließend über der Nachfrage, was die Preise drückt.

Bei einer Deflation müssen nicht unbedingt alle Preise sinken. Deflation bedeutet lediglich, dass das durchschnittliche Preisniveau zurückgeht. Weil die Waren in einer Phase der Deflation immer billiger werden, bedeutet das im Gegenzug theoretisch, dass sich Verbraucher für ihr Geld immer mehr leisten können.

Für Verbraucher erscheint eine Deflation daher zunächst positiv, weil sie sich für ihr Geld mehr leisten können. Für Unternehmen bedeutet die Phase allerdings, dass sie ihre Produkte nur noch zu geringeren Preisen absetzen können. Sie müssen also Produktionskosten einsparen, Stellen streichen uns geraten in dieser Situation schnell in eine existenzbedrohende Lage.

Tritt eine Deflation nicht in allen wirtschaftlichen Bereichen gleichzeitig auf, spricht man auch von einer Teildeflation.

Historische Beispiele für Deflation

In der Geschichte des modernen Kapitalismus ist es immer wieder zu Phasen der Deflation gekommen. Besonders im allgemeinen Gedächtnis geblieben ist dabei die “Große Depression” oder “Lange Depression“ der Jahre 1873 bis 1896. In Folge der industriellen Revolution erlebte die Wirtschaft in Deutschland und Europa eine radikale Umwälzung, die sich in einer regelmäßigen Abfolge von konjunkturellen Krisen ausdrückte.

Ebenfalls unter dem geflügelten Wort “Great Depression” bekannt geworden ist die Wirtschaftskrise der 1930er Jahre. Dieser Phase vorausgegangen war der plötzliche Einbruch der Finanzmärkte weltweit im Jahr 1929 nach einer lange anhaltenden Boom-Phase. (siehe hierzu auch die einzelnen Konjunkturphasen im Detail)

Ein weiteres Beispiel für eine dramatische Phase der Deflation sind die 1990er Jahre in Japan. Das Jahrzehnt trägt heute den Namen “Verlorene Dekade". Auch dieser Phase war ein extremer Boom an den japanischen Börsen vorangegangen.

Ursachen einer Deflation

Auslöser für eine Deflation können sehr vielfältig sein. In jedem Fall geht sie mit einer reduzierten Dynamik im Wirtschaftsleben einher, die auf verschiedene Ursachen zurückgehen kann.

Möglich ist zum Beispiel das Nachlassen der Nachfrage privater Haushalte, der Unternehmen oder vonseiten des Staates. Ein Grund für den Nachfragerückgang kann die Erwartung fallender Preise sein.

Gehen wirtschaftliche Akteure davon aus, dass Waren morgen günstiger sind als heute, verschieben sie ihre Anschaffung. Halten diese Erwartungen an, erfüllen sie sich quasi selbst. Weil die Nachfrage zurückgeht, fallen die Preise. Dieses Verhalten kann in eine unauflösbare Spirale fallen.

Ein weiterer Grund für fallende Preise kann die Senkung der Geldmenge durch die Zentralbank sein. Weniger Geld im Umlauf erhöht den Wert der einzelnen Einheit. Für das gleiche Geld können dann mehr Waren gekauft werden, was umgekehrt sinkende Preise für Produkte und Dienstleistungen bedeutet.

Ein weiterer Auslöser einer Deflation können gesättigte Märkte sein. Unternehmen produzieren in dieser Situation meist mit der alten Kapazität weiter, während die Nachfrage nach ihren Produkten zurückgeht. Schnell übersteigt dann das Angebot die Nachfrage und die Preise gehen zurück.

Indikatoren für eine gestiegene Deflationsgefahr sind ein gesunkenes Wirtschaftswachstum zusammen mit sinkenden Inflationsraten und einer Reduzierung der Umlaufrendite festverzinslicher Wertpapiere, was eine sinkende Investitionstätigkeit bei Unternehme andeutet. Alle Faktoren sollten daher genau betrachtet werden, wenn man eine deflationäre Tendenz frühzeitig erkennen möchte.

Wie misst man eine Deflation?

Inflation wie Deflation werden gemessen, indem sogenannte Verbraucherindizes erstellt werden. Verbraucherindizes beruhen auf einem angenommenen Warenkorb, der alle Waren und Dienstleistungen beinhaltet, die je nach tatsächlicher Nachfrage gewichtet sind. Zu festgelegten Zeitpunkten wird der Preis für diesen angenommenen Warenkorb ermittelt. Um die Inflations- oder Deflationsrate zu messen, also die Entwicklung des Geldwertes zu bestimmen, wird der Preis dieses Warenkorbes mit früheren Messungen verglichen. So lässt sich die Veränderung auf monatlicher, vierteljährlicher oder jährlicher Basis ermitteln. Aus der Differenz des aktuellen Warenkorb-Preises und des früheren Vergleichspreises ergibt sich dann die Inflations- oder Deflationsrate.

Die Messung der Deflation weicht in der Praxis allerdings von der Theorie ein wenig ab. Problematisch ist die Bestimmung des korrekten Warenkorbs sowie die korrekte Erfassung der Preise in diesem Warenkorb wobei gleichzeitig die zugrundeliegenden Warenkörbe historisch vergleichbar sein müssen. In der Theorie bietet der Preisindex nach Laspeyres eine vereinfachte Möglichkeit, die Geldwertentwicklung zu messen.

In der Europäischen Union wird einheitlich der Harmonisierte Verbraucherpreisindex genutzt, ein komplexes Messinstrument, das die tatsächliche Entwicklung des allgemeinen Preisniveaus möglichst exakt und historisch vergleichbar abbilden soll.

Der Warenkorb wird regelmäßig auch wegen seiner geringen Aussagekraft kritisiert. So ändere sich ständig der Lebensstandard der Menschen und neue Güter tauchen im Warenkorb auf. Das mache die Vergleichbarkeit problematisch. Außerdem mache der Warenkorb zunächst keinen Unterschied zwischen lebensnotwendigen Anschaffungen und verzichtbarem Konsum. Das allerdings wird ausgeglichen, indem ein weiterer Warenkorb die sogenannte Kerninflation misst.

Auswirkungen einer Deflation

Eine Deflation kann dramatische Wirkungen auf die volkswirtschaftliche Entwicklung haben. Eine verringerte Geldmenge führt zu sinkender Nachfrage nach Investitions- und Konsumgütern und führt im nächsten Schritt zu einem Rückgang der Produktion. Das hat Folgen für viele Bereiche der Wirtschaft und des täglichen Lebens.

Der Nachfragerückgang bringt Unternehmen in eine kritische Lage, in der sie Kapazitäten abbauen und Kosten einsparen müssen. Das hat zur Folge, dass Löhne sinken und Arbeitsplätze verloren gehen. Die allgemeinen Einkommen und Unternehmensgewinne gehen zurück, der Staat kann nicht mehr so viele Steuern erheben und die gesamte wirtschaftliche Dynamik wird eingeschränkt. Diese Kette gleicht einem Teufelskreis, dem kaum zu entkommen ist. Das mache Deflationen besonders gefährlich und wirtschafts- wie geldpolitische Strategien zielen heute darauf ab, eine solche Situation von vorneherein zu verhindern. Aus einer Deflationsspirale gibt es nahezu kein Entkommen mehr, weshalb sie von Zentralbanken besonders gefürchtet ist.

Zu dieser Spirale kommt es, weil Unternehmen und Verbraucher weiterhin sinkende Preise erwarten. In dieser Erwartung schieben sie Anschaffungen in die Zukunft auf, was die Nachfrage weiter drückt. Das führt wiederum zu noch stärker sinkenden Preisen, was eine entsprechende Zukunftserwartung stärkt und so weiter. In der Folge geraten zunächst Unternehmen in erhebliche wirtschaftliche Schwierigkeiten, dann kommen auch Banken in Bedrängnis, weil Kredite vermehrt ausfallen. In seiner ganz dramatischen Ausprägung kann das letztlich zu einem Erliegen jeglicher wirtschaftlichen Aktivität führen. Politik und Zentralbanken stehen dabei kaum Mittel zur Verfügung, um diesen Kreislauf zu durchbrechen, weshalb aus der Spirale kaum ein Weg hinausführt.

Welche Maßnahmen können gegen eine Deflation ergriffen werden?

Grundsätzlich ist eine Deflationsspirale kaum durch geld- oder fiskalpolitische Maßnahmen zu bekämpfen. Oberstes Ziel von Politik und Zentralbanken ist daher die Vermeidung jeder deflationären Tendenz bei Inkaufnahme von leichter Inflation. Kommt es dennoch zu einer Deflation muss der Staat eingreifen, um einen totalen Zusammenbruch der Wirtschaft zu verhindern. Einige mögliche Maßnahmen können hier gegen die wirtschaftliche Dynamik wirken:

Geldpolitische Maßnahmen gegen eine Deflation können Leitzinssenkungen oder Wertpapierkäufe durch die Notenbank sein. Maßnahmen also, die die Geldmenge erhöhen und darauf abzielen, den Wert des in Umlauf befindlichen Geldes zu senken. Diese Maßnahmen sind allerdings nicht ohne Risiko. Kapitalerträge sinken wegen niedrigerer Zinsen. Gleichzeitig steigt das Risiko einer hohen Inflationsrate durch die steigende Geldmenge.

Fiskalpolitische Maßnahmen können sein, durch staatliche Ausgaben Nachfrage zu generieren oder durch Steuersenkungen private Nachfrage zu stimulieren. Beides belastet den Staatshaushalt und führt dazu, dass der Staat in künftigen Krisen an Kraft verliert. Bauprojekte sind ein typisches Mittel, um in Wirtschaftskrisen die Konjunktur zum Laufen zu bringen. Ihre Stärke liegt in der Größenordnung, in der sie in der Regel stattfinden.

Als eines der letzten Mittel können auch Devisenkontrollen sein. Indem der Start den Umtausch von Devisen in die eigene Währung erzwingt, erhöht er die Geldmenge und kann damit der Deflation entgegenwirken.



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Artikel erstellt am 16.06.2020