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Kerninflation einfach erklärt


In diesem Artikel erfährt man alles rund um die Kerninflation. Zu Beginn wird noch einmal kurz die „normale“ Inflation erläutert, bevor erklärt wird, was eine Kerninflation ist. Neben den Unterschieden findet man hier auch noch die Kritik und ein Beispiel der Kerninflation.

Inflation kurz erklärt

Damit verstanden werden kann, was eine Kerninflation ist, müssen zunächst die Grundzüge der "normalen" Inflation bekannt sein. (siehe hierzu auch den ausführlichen Artikel zum Thema Inflation)

Als Inflation versteht man die stetige Steigung der Preise von Gütern und Dienstleistungen und die damit einhergehende Senkung der Kaufkraft des Geldes. Hierfür werden solche Güter und Dienstleistungen betrachtet, die repräsentativ für den Verbrauch eines durchschnittlichen Haushalts stehen. Als größte Auslöser für eine langfristige Inflation gelten:

  • das Wirtschaftswachstum der Länder. Die Menschen innerhalb eines Landes mit Wirtschaftswachstum werden reicher und der Konsum steigt. Da die Produktion auf einem gleichen Level ist, steigen die Preise.
  • eine Niedrigzins-Finanzpolitik. Durch das Runtersetzen der Zinsen werden die Menschen dazu animiert, Geld zu leihen und damit den Konsum zu steigern. Gleichzeitig kann von zentralen Banken durch Wertpapierkauf mehr Geld in den Umlauf einer Volkswirtschaft gebracht werden, sodass durch das erhöhte Geldangebot der Wert des Geldes sinkt.

Was ist die Kerninflation?

Die Kerninflation umfasst grundsätzlich dieselben Aspekte wie die Inflation, allerdings werden in ihr keine Güter und Dienstleistungen umfasst, die eine hohe Volatilität bei Preisänderungen aufweisen. Hierunter fallen der Nahrungs- und Energiesektor sowie in manchen Modellen Tabakwaren und Produkte mit administrativ festgelegten Preisen. Da es kein vereinheitlichtes Modell für die Bestimmung der Kerninflation gibt, kann es hier zu Unterschieden bei Bemessungen kommen.

Warum zwischen Inflation und Kerninflation unterscheiden?

Grund für die Unterscheidung beider Konzepte ist die bereits erwähnte Volatilität und Fluktuation der Preise. Es liegt im Interesse eines jeden Staates, die langfristigen Preisveränderungen zu beobachten. Inkludiert man hierbei allerdings Güter oder Dienstleistungen, die im Preis volatil sind, kann dies die Beobachtung und Analyse der Inflation erschweren. Ein starkes Ansteigen von Nahrungsmittelpreisen aufgrund einer Dürre oder das Ansteigen von Ölpreisen durch Spekulationen an der Börse würde nicht durch langfristige Inflationstrends erklärt werden und ist nicht für Prognosen über zukünftige Preisentwicklungen relevant.

Als Bemessungsgrundlage für die Kerninflation wird der für das jeweilige Land bestimmte Preisindex verwendet und die ungewünschten Sektoren werden gestrichen. In Deutschland wird daher auf den Verbraucherpreisindex geschaut und dementsprechend korrigiert. Manche Analysten verwenden die statistische "Outliers method", wobei die Güter mit den stärksten Preisveränderungen aus der Beobachtung entfernt werden.

Warum sind die Preise von Nahrung und Energie volatil?

Sowohl Nahrungsmittelpreise als auch Energiepreise weisen eine hohe Unelastizität auf. Nahrungsmittel, Strom und Treibstoff für Transportmittel gehören zu den täglichen Notwendigkeiten der meisten Haushalte, sodass eine Preisänderung nur kaum den Konsum dieser Produkte beeinflussen kann. Ihnen ist es nicht möglich, auf Substitute auszuweichen, da es für Grundnahrungsmittel keine Alternativen gibt und Transportmittel auf dieselbe Art von Treibstoff angewiesen sind. Kommt es nun zu einem Ereignis, dass die Produktion von einem dieser Güter negativ beeinträchtigt, dann wird versucht dies über die Preise auszugleichen.

Weiterhin werden Energie und Nahrung an der Börse gehandelt und unterliegen dem Einfluss von Spekulationen der Investoren. Lediglich die Vermutung eines Ereignisses kann Einfluss auf die kurzfristige Preisentwicklung nehmen.

Schaut man auf den Nahrungsmittelsektor, sind ebenfalls starke Preisveränderungen auf Grund der saisonalen Verfügbarkeit und Nachfrage zu beobachten. Zu verschiedenen Zeiten des Jahres werden unterschiedliche Nahrungsmittel stärker oder weniger nachgefragt und beeinflussen so den Preis. Preise für nicht-verfügbare Nahrungsmittel steigen auf Grund der Notwendigkeit diese zu importieren.

Kritik an der Kerninflation

Ökonomen sind sich uneinig, ob es angebracht ist, preislich fluktuierende Sektoren bei der Inflationsbetrachtung auszuschließen. Auch in diesen Sektoren ist ein langfristiger Trend bei den preislichen Entwicklungen zu erkennen, den es nicht zu missachten gelte. Vielmehr solle anstatt einer Nichtbeachtung die statistische Methode der Durchschnittsbildung verwendet werden, um die Preisschwankungen zu glätten.

Anwendungsbeispiel

Durch einen landesweiten Schädlingsbefall in den USA kam es zu massivem Ernteausfall und stark verringerten Exporten. Um die Schäden auszugleichen, ließen die Produzenten die Preise für Getreide steigen. Da man in den Folgejahren jedoch nun auf diesen Schädling vorbereitet war, konnte der Preis wieder auf sein ursprüngliches Niveau runtergesetzt werden. Die Inflationsanalysten strichen bei ihren Beobachtungen den Nahrungsmittelsektor, um derartige Ereignisse nicht in ihre langfristigen Beobachtungen miteinzubeziehen.



Weiterführende Informationen

Artikel erstellt am 22.12.2020