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Hyperinflation einfach erklärt


Grundnahrungsmittel, Energie sowie Miete, Konsumartikel und Luxusartikel – nahezu sämtliche Produkte und Dienstleistungen des täglichen Gebrauchs kosten heute um einiges mehr, als noch vor 10 oder 20 Jahren. Was landläufig als ständige Preiserhöhungen bezeichnet wird, stellt jedoch ein ganz normaler, wirtschaftlicher Vorgang namens Inflation dar. Dieser ist zunächst gewollt und kurbelt Wirtschaft und Fortschritt gleichermaßen an und ist deshalb in einem gesunden Rahmen sogar wünschenswert für die jeweilige Volkswirtschaft. In Europa sorgt die Europäische Zentralbank beispielsweise für konstante Preissteigerungen der Waren- und Güterpreise um im Schnitt 2 Prozent pro Jahr und damit für eine 2-prozentige Inflationsrate. Dieser kontrollierte Vorgang ist gut und für die Wirtschaft von Vorteil – anders sieht dies jedoch bei höheren Inflationsraten aus. Hier spielt die Geschwindigkeit der entsprechenden Inflationsart eine maßgebliche Rolle – die Geschwindigkeit selbst lässt sich am Prozentsatz dieser festmachen. Unterschieden wird dabei in die folgenden, vier Inflationsarten:

  • die schleichende Inflation (Inflationsrate ≤ 2 Prozent pro Jahr)
  • die trabende Inflation (Inflationsrate > 2 und ≤ 10 Prozent pro Jahr)
  • galoppierende Inflation (Inflationsrate > 10 und ≤ 50 Prozent pro Jahr)
  • die Hyperinflation (Inflationsrate > 50 Prozent pro Jahr)

Eine Hyperinflation stellt also die gravierendste Form der Preissteigerungen dar und verläuft in der Regel unkontrolliert und sprunghaft. Sie geschieht immer dann, wenn die Preise übermäßig in die Höhe schießen und gleichzeitig der Wert des Geldes rapide absinkt. Um die Ursachen und Folgen sowie potenziellen Gegenmaßnahmen einmal näher aufzuzeigen, soll die Thematik der Hyperinflation innerhalb der folgenden Abschnitte detailliert behandelt werden und dem Leser einen guten Überblick über diese verschaffen.

Was unterscheidet eine normale Inflation von einer Hyperinflation?

Während es sich bei der schleichenden Inflation um einen eher graduellen Prozess handelt, der von der Politik vorsätzlich gesteuert wird, um Wirtschaftswachstum zu ermöglichen, stellt eine Hyperinflation hier ein unkontrollierter und ungewollter Prozess dar, der destruktive Elemente aufweist. Im Kontext der Hyperinflation heißt das, dass die Preise der Produkte und Dienstleistungen einer Volkswirtschaft schneller steigen, als der dadurch generierte Wert. Festgemacht werden kann dies an der sich im Umlauf befindlichen Geldmenge einer Volkswirtschaft, die eng an die vorhandene Waren- und Gütermenge einer Volkswirtschaft gekoppelt sein sollte. Je mehr Waren und Güter diese besitzt, desto größer die Geldmenge – nimmt die Waren- und Gütermenge ab, muss auch die Geldmenge reduziert werden, um relative Geldwertstabilität zu gewährleisten. Kommt es im Zuge einer Hyperinflation jedoch zu einem unkontrollierten Anstieg der Geldmenge und sind im Vergleich zu dieser Geldmenge zu wenig Waren und Güter verfügbar, steigen automatisch die Preise dieser zu wenigen Waren und Güter. Das Angebot an Geld kann der Nachfrage an Waren und Gütern folglich nicht mehr Schritt halten. Das Geld entwertet sich also, weshalb folglich immer mehr Geld für die gleiche Menge an Waren oder Gütern bezahlt werden muss. Im Vergleich zu anderen Inflationsarten beginnt eine Hyperinflation bei einer jährlichen Preissteigerungsrate in Höhe von 50 Prozent und kann im Extremfall ad infinitum verlaufen. Ferner ist eine Hyperinflation ein ungewollter Vorgang, der einer Volkswirtschaft und deren Wirtschaftsteilnehmern erheblichen Schaden zufügen kann.

Was sind die Ursachen einer Hyperinflation?

Eine Hyperinflation ist oftmals die Ursache von schweren Krisen oder wirtschaftlichen Fehlentscheidungen. Hierfür kommen zum Beispiel Kriege, die zu starke Ausweitung der Geldmenge sowie zu hohe Staatsschulden infrage. Der Beginn einer Hyperinflation ist in vielen Fällen, dass dem Staat aufgrund zu geringer Steuereinnahmen keine adäquate Geldmenge zur Verfügung steht, um dessen Ausgaben zu finanzieren. Nun stehen dem Staat grundsätzlich zwei Möglichkeiten zur Verfügung, die aber beide zwangsläufig in einer zu starken Inflation münden können:

  • die Erhöhung seiner Schulden bis zum zwangsläufigen Verlust seiner Kreditwürdigkeit
  • die Erhöhung der sich im Umlauf befindlichen Geldmenge

Indem im Zuge der Geldmengenausweitung das Angebot an Geld innerhalb einer Volkswirtschaft steigt, die Waren- und Gütermenge aber konstant bleibt oder durch Krieg und Vernichtung vielleicht sogar rückläufig ist, kommt es automatisch zu einem Anstieg des Preisniveaus. Alle Waren und Güter einer Volkswirtschaft werden also teurer. Ab einem gewissen Punkt unterliegt dieser Kreislauf einer Verselbstständigung. Es kommt zunächst zur trabenden, dann zur galoppierenden und anschließend zur Hyperinflation. Die fiskalischen Probleme, die zur Hyperinflation geführt haben, werden im Zuge deren sogar noch verstärkt. So kommt es bei einer Hyperinflation auch zu weniger Steuereinnahmen – der Staat ist dann gezwungen, seine Geldmenge noch mehr auszuweiten.

Was sind die Folgen einer Hyperinflation?

Die negativen Folgen einer Hyperinflation haben teilweise drastische Einflüsse auf das alltägliche Leben sowie die Wirtschaft innerhalb einer Volkswirtschaft. Da sich die Waren- und Güterpreise teilweise stündlich stark erhöhen und oftmals nicht mehr erschwinglich sind, führt dies zwangsläufig zu übermäßiger Bevorratung der privaten Haushalte, was eine weitere Verknappung des Warenangebots zur Folge hat. Ab diesem Punkt beginnen bestimmte Produzenten damit, ihre Waren nicht mehr auf dem freien Markt zu verkaufen – eine Schattenwirtschaft entsteht, durch die der Staat noch weniger Steuereinnahmen realisieren kann. Alternative Währungen oder Tauschhandel blühen in hyperinflationären Phasen verschlimmern diese dadurch nur noch mehr. Lebensnotwendige Waren wie zum Beispiel Lebensmittel, Hygieneartikel oder Arzneimittel können vom Volk nicht mehr auf regulärem Wege erworben werden, was zu Not, Krankheit und schlussendlich zum Zusammenbruch einer Volkswirtschaft führt. Darüber hinaus kommt auch der gesamte Außenhandel einer Volkswirtschaft zum Erliegen, wodurch wichtige Waren nicht mehr importiert werden können und dem Staat weitere Einnahmen entgehen. Schlussendlich potenzieren sich die negativen Auswirkungen einer Hyperinflation mit deren weiterem Anstieg.

Wie kann eine Hyperinflation ausgelöst und wie ihr entgegengewirkt werden?

Eine Hyperinflation findet überall dort einen geeigneten Nährboden, wo das Verhältnis zwischen der Geldmenge und dem Waren- und Güterangebot einen ungünstigen Verlauf annimmt. Das kann in folgenden Fällen vorliegen:

  • die Waren- und Gütermenge nimmt drastisch ab (zum Beispiel in Folge von Krieg, Reparationszahlungen, Schwarzhandel oder starkem Produktionsniedergang)
  • die Geldmenge in einer Volkswirtschaft nimmt zu schnell (zum Beispiel damit der Staat seinen Defiziten aufgrund von zu geringen Steuereinnahmen entgegenwirken kann oder seine Schulden tilgen kann)
  • die Kreditwürdigkeit eines Staates ist nicht mehr gegeben (indem Staatsschulden ein zu hohes Maß erreicht haben und der Staat nun selbst Geld nachdrucken muss)
  • es liegen Fehlinformationen der tatsächlich vorhandenen Waren- und Gütermenge vor (aufgrund zahlreicher Bilanzfälschungen oder zu starkem Schwarz- oder Tauschhandel)

Die Auflösung einer Hyperinflation geschieht in der Regel dann, wenn das Geld seine Funktion als Tauschobjekt längst verloren hat und nicht mehr akzeptiert wird. Speziell in dieser Phase sollte vom betreffenden Staat eine Währungsreform eingeleitet werden. Auch dafür stehen zwei Möglichkeiten zur Verfügung:

  • die alte Währung wird abgeschafft und jeder Wirtschaftsteilnehmer einer Volkswirtschaft wird mit einem bestimmten Betrag der neuen Währung ausgestattet
  • die alte Währung kann gegen die neue Währung eingetauscht werden (in sehr hohem Austauschverhältnis)

Eine dritte Möglichkeit (die in der Praxis jedoch nicht zum Einsatz kommt), wäre die Ausweitung der Waren- oder Gütermenge. Durch diese könnte ein gesundes Verhältnis zwischen Waren und Gütern sowie der vorhandenen Geldmenge wiederhergestellt werden – dies würde sich ausschließlich durch Waren- und Güterspenden anderer Volkswirtschaften realisieren lassen.

Beispiel: Wann kam es in Deutschland schon zu Hyperinflationen?

Auch in Deutschland kam es im Verlauf der Geschichte schon zu einer Hyperinflation von drastischem Ausmaß. Die wohl bekannteste Hyperinflation auf deutschem Boden war jene der Weimarer Republik innerhalb der Jahre 1922 und 1923. Die Gründe hierfür waren die im Zuge des Ersten Weltkriegs erlitten Verluste sowie die darauffolgenden Reparationsforderungen der Siegermächte, die die Steuereinnahmen absinken ließen und gleichzeitig die Gütermenge extrem reduzierten. Durch die Erhöhung der Geldmenge kam es dann zur berüchtigten Hyperinflation bei der zum Höhepunkt für ein einziges Ei bis zu 300 Milliarden Reichsmark bezahlt werden mussten, beziehungsweise für 1 US-Dollar im Tausch ganze 4 Billionen Reichsmark.



Weiterführende Informationen

Artikel erstellt am 21.12.2020, zuletzt geändert 16.06.2022