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Rezession einfach erklärt

Die Rezession stammt aus den Bereichen der Volkswirtschaft. Der Begriff findet Verwendung, um eine Konjunkturphase, die mit negativen oder stagnierenden Wachstumsraten belastet ist, zu beschreiben. Somit geht es um einen wirtschaftlichen Abschwung. Unter einer Rezession versteht man eine Abschwächung der Gesamtwirtschaft. Diese ist verbunden mit einem größeren Rückgang des Bruttoinlandsproduktes = BIP.

In Europa wird von einer Rezession gesprochen, wenn das BIP im laufenden Jahr zwei Quartale im Vergleich zum Vorjahr zurückliegt. Typischerweise geht einer Rezession eine Stagnation voraus, in der unausgelastete Kapazitäten sind. Aufgrund dessen nimmt die Beschäftigung ab. Im Volksmund wird eine Rezession mit grauen wirtschaftlichen Zeiten betitelt, in der die Sorge über die Zukunft, den Fortschritt und das Wachstum die schlechten Nachrichten bleiben.

In einer Rezession findet ein wirtschaftlicher Abschwung statt. Das Wirtschaftswachstum weist negative Wachstumsraten auf. Das Bruttoinlandsprodukt als wichtigster makroökonomischer Indikator ist dienlich, um die Leistung eines Landes in puncto Wirtschaft zu messen. Weitere wichtige Kennzahlen wie das Realeinkommen, die Arbeitslosenquote, der Zinssatz und die Produktion werden herangezogen, um die gesamtwirtschaftliche Situation zu beurteilen.

Wie kann es zu einer Rezession kommen?

Verschiedene Theorien und Ansätze werden verwendet, um das Auftreten einer Rezession erklären zu können. Da gibt es die Gruppe von Wissenschaftlern, die die strukturellen Veränderungen in den Schlüsselindustrien als primäre Ursache sehen. Sogenannte realwirtschaftliche Schocks dienen als Auslöser, wie ein plötzlicher Anstieg der Ölpreise oder eine neu aufgetauchte technologische Errungenschaft, die sich bahnbrecherisch auf den Weg gemacht hat. Solch beschrieben tiefgreifende Veränderung kann dann sehr vielen Unternehmen schaden. So kann eine Rezession unumgänglich werden.

Weitere Theorien nehmen Einfluss in Form finanzieller Faktoren. Zum einen kann eine Überinvestition während einer wirtschaftlichen Hochphase zum Aufbau von überflüssigen Produktionskapazitäten führen. Unternehmen haben die Nachfrage dann überschätzt und sind nun in der Pflicht, die Kapazitäten wieder abzubauen. Auf der anderen Seite kann auch eine Rezession entstehen, wenn die Geldversorgung unzureichend ist. Im zweiten Fall haben Unternehmen schlichtweg zu wenig Geld, um weiter wachsen zu können.

Eine Rezession kann nicht vorausgesagt werden. Niemand rechnet zu keiner Zeit damit, dass beispielsweise eine Pandemie das Leben Aller dermaßen verändern wird. Das ifo Institut, eine Institution für Wirtschaftsforschung mit Sitz in München, gibt viermal im Jahr eine Konjunkturprognose bekannt. Aufgrund dieser Daten mag man zwar Vermutungen bezüglich möglicher Entwicklungen erstellen, aber eine klare Vorhersage bleibt ausgeschlossen.

Was können die Auswirkungen einer Rezession sein?

Eine Rezession beinhaltet immer bestimmte Merkmale. Tauchen mehrere dieser Eigenschaften auf, kann dies schon auf eine Rezession hinweisen. Die Folgen für die Volkswirtschaft können folgende sein:

  • Die Güternachfrage geht merklich zurück
  • Zurzeit angestellte Arbeitnehmer werden vermehrt entlassen und die Kurzarbeit der Mitarbeiter nimmt zu
  • Fallen der Löhne
  • Die Bereitschaft Investitionen zu tätigen fehlt
  • Preise und Zinsen sinken oder stagnieren in einer Volkswirtschaft
  • Aktien- und Börsenkurse gehen nach unten
  • Lagerbestände überfüllen sich zunehmend
  • Zukunftsaussichten nehmen eine pessimistische Natur an und es werden wenig Erwartungen an die zukünftige Entwicklung gestellt.

Die meisten Länder weisen über einen längeren Zeitraum gesehen ein eher kontinuierliches und moderates Wirtschaftswachstum auf. Auch wenn es immer mal wieder zu begründeten konjunkturell bedingten Schwankungen kommt. Das sind in der Regel nur kurzzeitige Phasen bezüglich der Wirtschaftsleistung. Dieses Phänomen zeigt sich in einem Modell namens Konjunkturzyklus. Je nach Benennung, dauert so ein Zyklus drei bis zehn Jahre an. Dabei treten diese, aus vier Phasen bestehend, wellenförmig auf. Der Rezession gegenüber steht die Expansion = Aufschwung, der Boom = Hochkonjunktur und die Depression = Tiefphase. Eine Rezession gehört also zum Teil zu einem natürlichen wirtschaftlichen Zyklus und ist schon deswegen kaum vermeidbar.

Weil eine Implikation immer negativer Art ist und eine Rezession das mit sich bringen kann, gilt es, diesen Zustand so kurz wie möglich zu halten. Nur so kann ein ökonomischer Schaden in größerem Ausmaß verhindert werden. Richtig gefährlich kann eine Rezession werden, wenn sie über einen längeren Zeitraum bestehen bleibt und die Volkswirtschaft in die Depressions-Phase übergeht. Charakteristisch für diese Lage sind beispielsweise überfüllte Lager, Arbeitnehmerentlassungen oder eine Umstellung auf die Kurzarbeit sowie Preise, die stagniert sind, sinkende Löhne und Aktienkurse.

Wie kann man auf einer Rezession reagieren?

Glücklicherweise gibt es Möglichkeiten die Folgen einer Rezession abzuschwächen oder versuchen diese im Voraus zu verhindern. Hier kommen expansive fiskalpolitische Instrumente ins Spiel. Beispielsweise durch Beschäftigungsprogramme oder Steuersenkungen nehmen die Regierungen der Länder Einfluss auf die wirtschaftliche Situation. So werden Konjunkturschwankungen ausgeglichen und ein stabiles Wachstum der Wirtschaft gewährleistet.

Politiker können versuchen, in dieser Krise die nicht vorhandene Wirtschaftskraft zu kompensieren. Dafür stellen sie den Unternehmen und den Verbrauchern vereinbartes Geld zur Verfügung. Zudem können sie Geld ausgeben, um beispielsweise Straßen zu bauen und Brücken zu errichten. Klar verfügt der Staat nicht über finanzielle Möglichkeiten, die unbegrenzt sind. Deshalb werden die Konjunkturprogramme meist angeboten, um diese Durststrecke so schnell wie möglich hinter sich zu lassen. Die Wirtschaft muss langfristig wieder auf den eigenen Beinen stehen können.

Was beinhaltet die Rezession an Chancen?

Kaum zu glauben, dass Rezessionen auch Positives nach sich ziehen können. Positive Entwicklungen können in Gang gesetzt werden. Alois Schumpeter, ein bekannter Nationalökonom, bezeichnet die Rezession gerne als eine Wirtschaftsphase, in der das Handeln wieder vernünftiger werden kann. Unternehmen werden dahin gebracht, ihre bestehenden Geschäftsmodelle zu prüfen und überflüssige Strukturen zu beleuchten. Unternehmer erhalten die Möglichkeit sich ganzheitlich wieder ein Stück neu zu finden.

Mancher Arbeitgeber kann die Krise mitunter sogar absolut positiv für sich nutzen und geht sogar gestärkt aus dem Ganzen hervor. Darüber hinaus bietet eine Krise stets Raum für neue Wertschöpfung und Kreativität. Vergessen wir nicht die in einer Rezession entstanden größten Unternehmen der Welt, wie beispielsweise IBM, Uber und Airbnb.

Eine Rezession kann aber auch für Investoren Optimierungsmöglichkeiten und neue Chancen bieten. Ganz einfach durch ein sogenanntes antizyklisches Rebalancing. Der rationale Anleger diversifiziert sein Portfolio mit Sicherheit in verschiedene Anlageklassen. So verteilt er praktisch sein Risiko. Diese Gewichtung kann sich in Zeiten des Aufschwungs beziehungsweise des Abschwungs verändern.

Wenn die Börse sich dem gesamtwirtschaftlichen Konjunkturzyklus anpasst, entwickeln sich die Anlageklassen in den verschiedenen Phasen entweder besser und sie werden schlechter. Dadurch kann sich die ehemals angedachte Allokation verändern. Damit die Risikogewichtung in ihrem Ursprung wiederhergestellt wird, muss das Portfolio konträr dem Konjunkturzyklus wieder neu ausbalanciert werden.



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Artikel erstellt am 07.02.2021